Dienstag, 15. Februar 2011


Paperblog

Rennorganisation auf Ecuadorianisch

Wie angekündigt wurde ich also dazu "verknurrt", am Samstag an einem Duathlon und am Sonntag an einem Mountainbike-Rennen teilzunehmen. Wobei ich den Duathlon allerdings im Paarmodus mit Santiago absolvierte, d.h. ich lief die 9 km, Santiago pedalte 12 km. Beim Einlaufen spulte ich mein übliches Aufwärmprogramm ab, so wirklich fit fühlte ich mich jedoch nicht. Immerhin, der Wettkampf begann pünktlich, zuerste Elite und Herren einzeln, 15 min. später die Damen einzel und nochmals 15 min. später die Mixed-Paare. Da diese Staffelung nicht angekündigt gewesen war, hatte ich eine halbe Stunde mehr Zeit als geplant zum Einlaufen, was auch nicht tragisch war.

Als endlich unser Startschuss fiel, respektive unsere Startpfeiffe schrillte, lief ich wie gewohnt eher verhalten los, obwohl es bergab ging, hatte ich nicht die geringste Lust auf einen schnellen Start. Die Route kannte ich,  sie führte dem Chaquiñan, dem lokalen Veloweg entlang, durch einige Tunnels hinunter zu einem Fluss und dann auf der anderen Seite wieder hinauf. Die Taktik ging einigermassen auf, in der Steigung fühlte ich mich wohler und holte ich einige LäuferInnen wieder ein. In der Zona de Transicion, wo Santiago auf mich wartete, klappte die "Übergabe" reibungslos und nach einem Handschlag brauste Santiago wie vom Affe gebissen davon. 

Fotos von diesem Anlass habe ich leider keine. Scott, der auch immer noch hier rumhängt und das Ende der Regenzeit in Peru abwartet, wollte eigentlich kommen und föteln, der Taxifahrer hat ihn aber an der falschen Stelle abgesetzt.

Das Mountainbike-Rennen vom Sonntag, el "Desafío de los Lagos", machte mir bedeutend mehr Sorgen. Gemäss (unübersichtlicher) Website waren das 57 km, 15 km in der ersten Steigung, dann eine gerade Strecke, nochmals eine kleine Subida, dann Bajada und zum Schluss nochmals um die 12 km Steigung. Im Gegensatz zum Samstag war es von Anfang an bewölkt und der Himmel sah nicht aus, als würden wir so bald die Sonne zu Gesicht bekommen. Immerhin holte mich Alfonso relativ pünktlich ab, wir fuhren zurück nach Quito, luden die Velos in Nicolas' grössere Camioneta um und rasten in Alfonsos üblicher Überschallgeschwindigkeit nach Malchingui.

Gemäss Programm sollte das Rennen um 8.30 Uhr beginnen, entsprechend war ich etwas besorgt, als wir erst nach 8 Uhr dort ankamen, Alfonso und Nicolas schienen damit aber überhaupt kein Problem zu haben. Alfonso ging unsere Startnummern abholen, kam jedoch mit leeren Händen zurück. Anscheinend waren die noch nicht bereit. Also schlossen wir uns den anderen Velofahrern an, die im Kreis um die Plaza fuhre um sich aufzuwärmen. Irgendwann kriegte ich mal mit, dass der Start für 9 Uhr geplant sei und entspannte mich etwas. Dass 8.30 Uhr nicht klappen würde, war ja schon bald klar gewesen. Irgendwann versuchten wir unser Glück  mit den Startnummern nochmals und diesmal waren wir erfolgreich. Mit zwei feinen Drähtlis montierte ich das Kartonschild an Brems- und Schaltkabel und hoffte, dass das so halten würde. 

Schon bald  (so gegen 9.30 Uhr) rief der Speaker die Ciclistas zur Ordnung auf und es wurde ein Start nach Kategorien organisiert. Was dann aber aus welchem Grund auch immer nicht funktionierte und alle zusammen gleichzeitig starteten. Als totales Mountainbike-Greenhorn heftete ich mich an zwei andere Chicas in der Absicht, erst einmal abzuwarten, was die für ein Tempo anschlagen würden. Die waren aber noch gemütlicher drauf als ich, also schlich ich an ihnen vorbei und kroch in meinem Tempo den Berg hoch. Auf dem Höhenprofil hat die Steigung recht krass ausgesehen, in Realität war sie nur halb so wild. Was jedoch nach einigen Kilometern bald einmal ein Problem war, war der Zustand des Weges. Es begann zu regnen und die Strecke zu verschlammen. Erst zwangen uns nur einige Kurven zum schieben, später war der Weg so matschig, und z.T. so schluchtartig ausgewaschen, dass wir die Velos neben dem "Fahrsträsslein" auf einem schmalen Pfad zwischen Grasbüschel und Büschen durch schieben mussten. Das war zwar auch anstrengend aber Wandern bin ich mich ja gewohnt und fand dieses "Trekking con Bici" vielleicht etwas mühsam aber nicht weiter tragisch.

Das Wetter war ähnlich drauf wie der Weg, mal Regen, mal trocken, mal befahrbar, mal nicht. Irgendwann hatte ich aber die erste Steigung geschafft, fuhr eine kurze Bajada zum ersten Kontrollposten hinunter, wo ich einen gelben Kleber auf die Startnummer erhielt, der beweist, dass ich dort durchgekommen bin. Der Himmerl hatte seine Schleusen nun ernsthaft geöffnet und ich montierte meine Regenjacke. Die folgenden paar Kilometer waren relativ flach, jedoch mit Gegenverkehr. Beim Wendepunkt und Kontrollposten 2 traf ich Richi, ein Freund von Santiago. Der flitzte dann aber bald voraus und war wieder ausser Sicht. Die Abfahrt, die bald folgen sollte, besorgte mich etwas. Ich war nass, kalt und nur kurze Hosen an. Das könnte ungemütlich werden. Wurde es auch tatsächlich, aber früher als erwartet. Auf jenem eher platten Abschnitt juckte ich nämlich kopfvoran in eine Schlammpfütze. Bäähh, widerlich, noch nässer und noch kälter! Aber was soll's, ich klickte mich wieder in meine Pedalen und fuhr weiter. Nicht lange, und es sollte wieder ziemlich unterhaltsam, sprich schlammig werden. Was da genau geschah, habe ich nicht im Detail mitgekriegt, jedenfalls glitt das Velo plötzlich seitlich weg, ich sprang über den Lenker und konnte mich rennend vor einem Sturz retten. Von da an blieb ein Fuss auf der Pedale, der andere frei dicht über dem Boden. So rutschte ich schlingernd durch die Gegend bis es kein Vorwärtskommen auf Rädern mehr gab und ich wie alle andern mein Bici durch bodenlose Nässe, Schlamm und Tümpel stiess (wohlbemerkt, es ging abwärts). Bei einer Bachüberquerung nutzten so einige Ciclistas das Wasser um ihre Velos zu retten. Kette, Schaltung, Räder, alles war bis zur Unkenntlichkeit verdreckt und eingeschlammt. Da auch mir klar war, dass in diesem Zustand rein gar nichts gehen würde, gesellte ich mich dazu und plantschte mit den anderen im Bach herum. Und tatsächlich, da kam eine Kette zum Vorschein, da gab es einen Schalthebel und irgendwann tauchte auch das Profil der Pneus wieder auf. Juhui, weiter geht's! 

Ganz so einfach war die Sache dann aber doch nicht. Mit Aufsitzen und Fahren war noch eine ganze Weile nichts, jetzt ging es wieder bergauf, aber nach wie vor zu Fuss. Erst als der Weg steiniger wurde, konnte ich wieder in die Pedalen treten. Inzwischen war ich ziemlich alleine, diejenigen, die ich vor Kurzem noch vor mir gesehen hatte, waren auf und davon, die hinter mir hatte ich zu Fuss abgehängt. Der Weg war hier wieder breit und gut befahrbar, mit Ausnahme von diversen Pools auf der Strasse, von denen ich natürlich nicht wusste, wie tief sie waren. In der Mehrzahl der Fälle war das überhaupt kein Problem, vielleicht 10 cm Wasser. Einige waren aber tiefer, was unangenehm nass wurde, einmal verschwand das Vorderrad fast und ich lag zur Hälfte in der braunen Suppe. Nicht witzig aber andererseits eigentlich egal, nass und schmutzig war ich eh schon lange. Netterweise hatte es aber aufgehört zu regnen.

Beim letzten Kontrollposten erhielt ich einen orangen Punkt auf die Startnummer, die ich inzwischen unter den Hüftgurt des Camelpaks gesteckt hatte. Dass Karton und Regen nicht zusammenpassen war ja vorhersehbar gewesen. Ich wurde dann geradeaus weiter geschickt, was mich etwas verunsicherte, da viele Velospuren nach rechts abbogen. Aber ok, der Streckenposten wird wohl wissen, wo ich hin muss. Es ging weiter immer bergab, bald mal erkannte ich den Weg, den ich einige Stunden zuvor heraufgekeucht war. Hmm, so hatte ich die Karte aber nicht im Kopf, da müsste doch noch eine grosse Schlaufe folgen. Nun führte die Strasse fadengerade berab und plötzlich stand da wieder ein Streckenposten, der mich nach links schickte. Die Verunsicherung wuchs. Kann nicht sein, mir fehlen noch gute 15 km bis zum Ziel. Jetzt war ich aber im Dorf und wurde nach rechts geschickt und ein paar hundert Meter weiter war auch schon die Plaza. Shit, da ist etwas schiefgegangen. Ein erkennbares Ziel sah ich nicht, aber da standen Alfoso und Nicolas, die mich anfeuerten und weiterschickten, als ich halten wollte. Ein paar Meter weiter standen ein paar Leute mit Stoppuhr und Zetteln, da musste wohl das Ziel sein. Die Zeit, die sie erwähnten, erfasste ich nicht richtig. Fünf Stunden und irgendetwas.

Im Ziel mit Nicolas, schmutzig und
ziemlich verwirrt wegen der  Distanz.

Meine Kilometeranzeige behauptete, ich hätte um die 41 km gemacht und ich wusste ja, dass auf dem Höhenprofil eine letzte Steigung verzeichnet war, die ich jedoch nie gesehen hatte. Ich sprach die Jungs auf das an und Nicolas fragte nach dem orangen Punkt, den der letzte Kontrollposten verteilt hatte. Und den hatte ich, also sei das in Ordnung so. Ich glaubte das zwar nicht wirklich, ändern konnte ich es aber auch nicht mehr. Also stellte ich mich in die Schlange um mein Velo und mich etwas abzuduschen. Da es hier keine Garderoben oder ähnliches gab, zog ich mich im Auto um und war froh über die Heizung, die Alfonso anstellte. Inzwischen frohr ich ernsthaft. Trotzdem vergass ich nicht, die Routenkarte zu konsultieren und kam zum Schluss, dass ich jene etwa 15 km-Schleife tatsächlich nicht gemacht hatte. Nicolas auch nicht, wie sich herausstellte, auch er war an jenem Punkt geradeaus geschickt worden. Später fanden wir heraus, dass das in meinem Fall richtig gewesen war, die Damen hatten eine kürzere Strecke zu absolvieren gehabt als die Männer (was so jedoch nirgendwo angekündigt gewesen war). Dass Nicolas die letzte Vuelta nicht gefahren war, war offensichtlich ein Fehler des Streckenpostens gewesen, der ihn in die falsche Richtung weitergeschickt hatte. Ihm selber war das jedoch gar nicht aufgefallen.

Alles in Allem war dieser Wettkampf weit weniger schlimm als erwartet gewesen. Die unübersichtliche Website und die chaotische Organisation hatten die Sache allerdings nicht gerade erleichtert. Man geht ein Rennen über 41 km mit einer langen Abfahrt zum Schluss doch anders an als eines über 57 km mit einer langen Schlusssteigung. Wenn es verschiedene Routen gibt, müsste es doch auch verschiedene Höhenprofile geben, oder nicht? Oder war das wieder nur meine Gringa-Ansicht, die sich tadellose Schweizer OKs gewöhnt ist? Nein, ich hörte auch von einheimischen TeilnehmerInnen Kritik an der Organisation. Und offensichtlich hatte auch Alfonso die Indikationen auf der Karte nicht richtig verstanden und war überrascht gewesen, dass er eine weitere Runde bzw. eine viel längere Steigung zu bekämpfen gehabt hatte als erwartet. Weil eben das Profil eine Art Mischung der beiden Versionen repräsentiert hatte.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Training, Training, Training

Nun ja, seit ich für diesen Wettkampf zugesagt habe, trainiere ich natürlich auch. Sonderlich motivierend ist die Sache allerdings nicht immer (oder besser gesagt, meistens nicht). Jedes Training, ob Joggen oder Mountainbike zeigt mir, wie unfit ich bin. Am ersten Trainingswochenende haben wir eine Teamwanderung gemacht (zügig bergauf, bergab gerannt), danach konnte ich eine Woche lang kaum mehr gehen. Die 3-stündige Mountainbike-Tour tags darauf hat mich zwar nicht eigentlich geplättet, aber doch ziemlich ausser Puste gebracht. Die Trainings unter der Woche, v.a. Lauftrainings liefen nicht gerade super, teilweise wegen Muskelkater, teilweise schlicht und einfach, weil Belastungen, die ich vor etwa eineinhalb Jahren locker weggesteckt hätte, jetzt schlicht nicht mehr möglich sind. Z.B. war ich nach einem etwa 40-minütigen Lauf mit ein paar lahmen Sprints völlig am Ende (war allerdings schon vor dem Training nicht gut drauf).

Montag ist Ruhetag.

Am zweiten Trainings-Wochenende haben wir am Samstag eine 4-stündige Mountainbike-Fahrt gemacht, erst einige Kilometer durch Quito, danach ziemlich steil den Berg hoch. Auf Asphalt ging das ja noch, die Stein-, Kies- und Erdstrasse, die folgte, hat mich dann aber total fertiggemacht. Das viele lose Kies zwang uns dort an vielen Stellen zu extrem schnellen Pedalen, was ich überhaupt nicht gewohnt bin und meine Beine entsprechend schnell übersäuerte. Als wir endlich oben ankamen, war ich komplet kaputt, musste nach einer Pause aber noch die Konzentration für die Abfahrt auf  der gleichen Strasse aufbringen. Grundsätzlich wäre es ja nicht extrem problematisch, mit einem Mountainbike so ein "Bachbett" runterzukommen, aber nun sollte das alles ja auch noch schnell gehen und, wenn immer möglich, ohne dabei zu stürzen. Das hatte schon auf dem Hinaufweg nicht geklappt. Ich war- zum allerersten Mal - mit Clips gefahren und hatte da ein paar Mal die Füsse nicht schnell genug von den Pedalen weggebracht. Konkret heisst das, dass ich drei Mal auf meinem rechten Knie gelandet bin, was irgendwann ziemlich weh getan hat. Auf dem Runterweg hatte ich dieses Problem zum Glück nicht mehr, aber Steine, Kies und tiefe Rinnen im Weg bremsten mich ganz schön aus.Weiter unten wurde es interessant, wir landeten mitten im Zentrum von Quito mit dem bekannten dichten Verkehrschaos, Menschenmengen und einigen Treppen, die es zu überwinden galt  (zum Glück abwärts) und Einbahn-Strassen, wo wir gegen die Verkehrsrichtung fuhren.

Am Sonntag stand dann wieder eine Wanderung auf dem Programm. Da einer der Jungs eine üble Magenverstimmung hatte, wurde dieses Training eher gemütlich und ich konnte die Landschaft so richtig geniessen. Zum ersten Mal sah ich den berühmten Vulkan Cotopaxi in seiner ganzen Pracht.

Cotopaxi.

Die Reserva Cayambe-Coca liegt zwischen 3'700 und 4'400 müM, beinhaltet schroffes Gelände, diverse Lagunen und die bekannte hochandine Gras-Buschlandschaft. Höhenbedingt war es kalt, aber die Sicht war schlicht genial. Ausser Cotopaxi waren da noch die Vulkane Antisana und Cayambe zu bestaunen.

Antisana.

Anscheinend ist der Antisana noch scheuer als der Coto und Chimborazo und nur selten ohne Verschleierung zu sehen. Vom Cayambe heisst es, sein Gipfel sei der vom Erdmittelpunkt am weitesten entfernte Punkt der Erde. Nun habe ich das auch schon vom Chimborazo gelesen, keine Ahnung, auf welchen der beiden das nun wirklich zutrifft.

Reserva Cayambe-Coca,
links im Hintergrund der Vulkan Cayambe.

Unter der Woche sind wieder individuelle Trainings angesagt, was am Dienstag hiess, etwa zwei Stunden joggen zu gehen (mit Rucksack). Also, wirklich schlecht ist es ja nicht gegangen, aber von "gut" war die Sache auch noch weit entfernt. Beim Mountainbike-Toürchen am Dienstag bin ich in einer sandigen/staubigen Kurve wieder umgekippt bevor ich den Fuss aus dem Clip heraus hatte. Nun verzieren ein paar Kratzer mehr mein rechts Bein (ich bin immerhin nicht auf dem Knie gelandet), hoffentlich krieg ich das innert nützlicher Frist hin, langsam nervt's.

Nach einer steilen Trainingsfahrt tags darauf nach Quito hoch und einer Stunde Jogging mit Sprints (früh am Morgen, ging aber schon deutlich besser als vor einer Woche) stand dann am Samstag etwa eine Stunde Kayak auf dem Programm und anschliessend eine 5-stündige Wanderung, davon etwa 3.5 Stunden typisch ecuadorianisch-steilen "Diretissima"-Aufstieg, eine Stunde Abstieg und eine halbe Stunde Runterrennen und Marsch zurück zum Ausgangspunkt. Das war zwar anstrengend gewesen, aber mit Wandern habe ich grundsätzlich keine Probleme, also hat die Sache Spass gemacht.

Die Mountainbike-Tour am Sonntag auf den harmlos aussehenden Vulkanhügel Ilalo hat mir dann wieder schnell die Grenzen meiner Mountainbike-Fähigkeiten aufgezeigt. Erst die verhassten holprigen Steinstrassen, danach ein recht feuchter Erd-Wiesen-Stein-Weg mit diversen kurzen aber extrem steilen Abschnitten. Inzwischen habe ich die Technik, wie ich die Füsse aus den Pedalen kriege, etwas besser im Griff, was mich aber nicht davon abhielt, ein paar Mal im Schlamm zu landen oder kopfvoran in einen  Busch zu jucken. Immerhin war ich nicht die Einzige, die anschliessend aussah, als hätte sie ab und zu engen Bodenkontakt gehabt. Mehr als verschmierte Beine besorgte mich die Tatsache, dass ich auf dieser Tour so einige Male so total ausser Puste war, dass ich nur noch japsend da stehen konnte und beinahe zusammenklappte, oder dass ich auf der Abfahrt vom Hügel auf einer brutal steilen Steinstrasse mit einer dicken Staubschicht in mittlere Panik ausbrach und froh war, lebend unten angekommen zu sein. Der oberste Teil auf einem schmalen Wiesen-Erd-Waldweglein versuchte ich gar nicht erst, da ich keine Lust hatte, nochmals kopfüber in irgendwelche Büsche oder Bäume zu crashen.

Trainings-Team vom letzten Sonntag:
Juan-Manuel, Alfonso, Nicolas, ich und Santiago

Der Montag war wieder Trainings-frei und, kaputt wie ich war, konnte ich mich zu rein gar nichts motivieren, ausser dem obligaten Kleider waschen. Sonst hängte ich nur rum, was in Gesellschaft von Scott, Karen und Martin unterhaltsam genug war. Scott wartete auf seinen neuen Rahmen, der aus Holland kommen sollte und wurde langsam ungeduldig. Das Teil wäre ja schon letzte Woche geliefert worden, überraschenderweise hiess es dann aber, Scott müsse ca. USD 250 Steuern u.ä. bezahlen, was er aber nicht wollte. So nahm der Fedex-Mensch das Paket wieder mit und meinte, er würde abchecken, ob allenfalls der Absender die Steuer übernehmen würde. Klappte aber nicht, Scott musste schlussendlich selber blechen. Da die Holländer den Wert des Rahmens als USD 0.-- beziffert hatten (weil Garantie), erhoben die Ecuadorianer eben Steuern auf die etwa 400 Euro Porto. Hier muss man eben mit allem rechnen.

Am Montag Abend musste ich dann notfallmässig Velolehrerin spielen. Santiago gibt ja zweimal wöchentlich Tatj, einem behinderten Mädchen Unterricht. Das hat er aber diesmal verhängt und ist nach Quito rauf um Ersatzteile zu besorgen. Wir waren gerade gemütlich am Zmittag essen als er anrief und mich über mein Glück informierte. Super. Und dazu kam, dass auf der Wiese, die normalerweise als Velofahr-Platz dient, drei Zelte standen und die Fahrstunde auf einen langweiligen Kiesweg ausweichen musste. Aber immerhin, ein paar Mal hin und her, dann mit Slalom war der Herausforderung genug.

Am Dienstag Morgen kreuzte um 6.15 Uhr, pünktlich wie versprochenum, Alfonso wieder auf und wir unternahmen nochmals eine Trainingsfahrt zum Ilalo. Er wählte eine andere Route als am Sonntag, nicht so technisch, dafür aber ganz schön steil. So steil, dass ich, wenn ich mal halten musste, oft nicht selber wieder anfahren konnte. Brauchte Hilfe wie ein kleines Kind, das gerade Velo fahren lernt. Zum Glück pedalten wir nicht bis zum Gipfel hoch, ich war auch so schon wieder total platt. Wenn der "Aufstieg" weniger schlammig gewesen war als am Sonntag, so war dafür die Abfahrt umso rutschiger und ich kam natürlich nicht sauber unten an. So langsam wird die Umstürzerei etwas mühsam, ich lande fast immer auf dem rechten Bein, gleich unterhalb dem Knie. Auch wenn Schlamm grundsätzlich weich ist, floss diesmal sogar etwas Blut. Entsprechend froh war ich, als ich einigermassen heil wieder im Dorf ankam. Nach einer Velodusch-Aktion schickte mich Alfonso noch auf eine Jogging-Runde. Interessanterweise war ich nach einer Stunde super lockerem "Trote", wie das hier heisst, weniger erschöpft als zuvor.

Heute Morgen war wieder ein Mountainbike-Training geplant, diesmal wieder mit Santiago, Start um 8 Uhr. Cool, so konnte ich bis um 7 Uhr ausschlafen. Nicht ganz unerwarteterweise legten wir schliesslich erst um etwa 9.30 Uhr los. Mist, d.h. ich hätte locker bis 8 Uhr schlafen können... Die heutige Route war zwar nicht so "nur steil" wie gestern, aber auch relativ flach kann anstrengend sein, insbesondere, wenn einem die Beine von der ersten Minute an wehtun (das war gestern auch nicht anders gewesen). Das steile Auf und Ab kam natürlich auch noch, aber immerhin nicht kilometerlang und nicht so rutschig. Auch nach diesen guten zwei Stunden fühlte ich mich total fertig, nach einer Stunde anschliessendem Jogging sah die Welt wieder etwas besser aus.

Für das kommende Wochenende sind nun zwei Wettkämpfe geplant. Am Samstag ein Duathlon, am Sonntag ein Bike-Rennen. Werde mich melden, falls ich das überlebe.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Neue Matte unterwegs - danke Transa!

Die Probleme, die ich mit meiner Exped-Matte seit Monaten hatte, habe ich ja nie verschwiegen. Da wir in letzter Zeit weniger campten, ist das nicht mehr sehr ins Gewicht gefallen, und wenn das Ventil daunenfrei war, war es ja auch meistens dicht. Hier in der Casa de Ciclista schlafe ich wieder auf meiner Matte, was sich als problematisch erwiesen hat, da das Ventil nicht mehr dichthalten wollte, so lange ich es auch putzte. Wir versuchten auch, den Stöpsel zu drehen, unter Wasser schien das zu funktionieren, am nächsten Morgen lag ich jedoch wieder auf dem harten Boden. Ingenieur Zdenek hatte dann die gute Idee, aus einem alten Veloschlauch ein kreisförmiges Stück herauszuschneiden und und unter den Stöpsel zu legen um so dessen Druck zu erhöhen. Teilweise klappte das sogar, wirklich zuverlässig scheint die Methode allerdings auch nicht.

Habe dies Exped natürlich mitgeteilt und diesmal auch Transa, wo ich die Matte gekauft hatte (auf diese Idee komme ich auch schon früh). Nach einigem Mail-Hin und Her machte Exped das Angebot, die Matte bei einem lokalen Händler zu ersetzen sobald ich in den USA bin. Das ist nett, blöderweise wird es noch einige Monate dauern, bis ich dort ankomme. Transa ist da praxisorientierter. Nachdem ich in Quito keinen gleichwertigen Ersatz finden konnte, erklärten sie sich bereit, mir eine Matte nach Tumbaco zu schicken, ohne, dass ich die defekte Matte in die Schweiz zurücksenden musste. Ich nutzte die Gelegenheit, gleich noch ein paar andere Dinge zu bestellen, was normalerweise nicht gehen würde, da der Mindestbestellwert für Waren ins Ausland CHF 500 beträgt. Freundlicherweise wurde hier eine Ausnahme gemacht und schon ist mein Paket unterwegs nach Ecuador.

Vielen Dank Transa, Euer Kundenservice ist super, ich werde mir meine Ausrüstung in Zukunft wieder bei Euch besorgen!